fan city 2008, der spielplan zum event
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FANCITY 2008. Zur Eventisierung der Stadt

26.3.-27.7.2008 – Rote Fabrik, Zürich

Mit der Etablierung so genannter „Public-Viewing“-Zonen und „Fan-Meilen“ an repräsentativen Orten der Stadt haben sich internationale Fussballturniere wie die Welt- und Europameisterschaften zu urbanen Massenevents entwickelt: Ganze Innenstädte werden in Erlebnis- und Konsumzonen transformiert. Die Austragungsstädte versuchen, die steigende Popularität von Fussballevents aktiv für ihr Standortmarketing zu nutzen, während die privaten Veranstalter die Vermarktungsbedingungen vorgeben und zentrale Stadträume für die Werbung ihrer Exklusivsponsoren in Beschlag nehmen. Gleichzeitig dienen die Massenveranstaltungen der Umsetzung erweiterter Überwachungs- und Kontrolldispositive in Form von Grosseinsätzen von Polizei und Armee, umfangreichen „Anti-Hooligan“-Massnahmen, Absperrungen und Zugangskontrollen in städtischen Räumen und der Erprobung neuer Überwachungstechnologien. Die Veranstaltungsreihe FANCITY thematisiert Fussball-Megaevents wie die WM 2006 in Deutschland und die bevorstehende EM 2008 in der Schweiz und Österreich als Symptome der gegenwärtigen neoliberalen Stadtentwicklung und diskutiert ihre Auswirkungen auf Stadt und öffentlichen Raum anhand der Schwerpunkte Vermarktung und Kontrolle.

Eine Veranstaltungsreihe der Roten Fabrik in Zusammenarbeit mit Anke Hagemann, Big Brother Awards Schweiz und dem stadt.labor.


SCHAUPLATZ: Standort, Event und Vermarktung
Kurzvorträge und Podiumsdiskussion
Mittwoch, 26.03.2008, 20 Uhr, Clubraum Rote Fabrik

Standortmarketing, Tourismusförderung und erhoffter Imagegewinn sind wichtige Motivationen der Länder und Städte für die kostspielige Austragung grosser Sportevents. Nation Branding und städtische Profilierung werden immer wichtiger im globalen Standortwettbewerb wie auch in der Herstellung kollektiver Identitäten. So gehören Grossevents inzwischen zum klassischen Repertoire der unternehmerischen Stadtpolitik – oft auf Kosten einer sozial nachhaltigen Stadtentwicklung. Doch während sich die Städte mit den Fussballevents in Szene setzen, nutzen die privaten Veranstalter FIFA und UEFA die Städte gleichermassen als Werbefläche: Wie die Stadien, so sind auch die städtischen „Fanzonen“ beherrscht von den Vermarktungsinteressen und Inszenierungen der Exklusivsponsoren: Globale Marken besetzen strategische Orte in der Stadt.

Mit: Barbara Schönig (Planungs- und Architektursoziologie, TU Berlin), Wolfram Manzenreiter (Sozialanthropologe, Universität Wien), Marika Molter (Grafik-Designerin, Düsseldorf/Zürich), Christian Schmid (Stadtgeograf, ETH Zürich), Luzius Theiler (Komitee gegen €’08-Diktat, Stadtrat, Bern), Moderation: Richard Wolff (Stadtforscher, INURA, Zürich).


STRAFRAUM: Sicherheitsrhetorik und urbane Kontrolle
Kurzvorträge und Podiumsdiskussion
Mittwoch, 09.04.2008, 20 Uhr, Clubraum Rote Fabrik

Megasportevents wie die Fussball-WM und -EM bringen eine Ausweitung von Überwachung und Kontrolle im städtischen, nationalen und internationalen Massstab mit sich. Die erwartete Menge an BesucherInnen wie auch die vermuteten Gefahren von Terror, Hooliganismus und ansteigender Kriminalität begründen Polizeieinsätze von ungekanntem Ausmass, private Sicherheitsdienste in öffentlichen Räumen, Armeeeinsätze im Innern, umfangreiche „Hooligan“-Datenbanken und die Verschärfung von Grenzkontrollen. Die Stadträume sind betroffen durch zusätzliche „Sicherheitsringe“ um die Stadien, die Ausweitung der Videoüberwachung und die Einzäunung und Kontrolle der „Public-Viewing“-Grossveranstaltungen. Die öffentlich finanzierten Sicherheitsmassnahmen gehen dabei oft mit privaten Wirtschaftsinteressen einher. Mit der Rhetorik des Ausnahmezustands wird der Ausbau staatlicher Kontrollregimes legitimiert und ein Testfeld zur Erprobung neuer Überwachungstechnologien geschaffen. Viele Massnahmen, die Datenschutz und Bürgerrechte zunehmend einschränken, bleiben auch nach den Veranstaltungen bestehen.

U.a. mit: Francisco Klauser (Geograf, University of Durham), Volker Eick (Politikwissenschaftler, FU Berlin), Bernhard Hachleitner (Historiker, Wien), Moderation: Christoph Müller (Soziologe, Big Brother Awards, Zürich).


HEIMSPIEL: Marsch über die Gleise
Kommentierter Stadtrundgang vom Letzigrund- zum Hardturm-Stadion
Gespräche mit: Marie-Claude Bétrix (Architektin, Bétrix & Consolascio Architekten), Vertreter der FCZ-Südkurve, Christian Schmid (Stadtgeograf, Anwohner), Tania Schellenberg (Umweltfachfrau, Anwohnerin).
Montag, 14.04.2008, 18 Uhr, Treffpunkt: Tramstation Letzigrund, bitte Velo mitbringen.

Die Austragung grosser Sportevents geht häufig mit dem Neubau moderner Stadien einher – Grossanlässe werden gern genutzt, um umstrittene Vorhaben effizient und konsensfähig umzusetzen.
Ob städtische Multifunktionsarena oder privat finanziertes Fussballstadion mit kommerzieller „Mantelnutzung“: Sportarenen sind längst zu architektonischen Ikonen für das Event, den Verein oder die Stadt geworden. Auf einem Rundgang fragen wir die Letzigrund-Architektin Marie-Claude Bétrix, wie offen man ein Stadion gestalten kann, einen Vertreter der FCZ-Südkurve, wie sich die Fankultur mit der EM 2008 verändert und den Stadtforscher Christian Schmid, welche Rolle der Stadionneubau in der Quartierentwicklung einnimmt. Am Hardturmstadion wird Tania Schellenberg Auskunft über den Widerstand gegen die Neubaupläne geben.


FANCITYMAP: Workshop und Ausstellung
05.-12.06.2008: Kartografieworkshop zur EM 2008 in Zürich
27.06.- 27.07.2008: Ausstellung in der Shedhalle

Wie verändert sich die Stadt Zürich während der EM 2008? Wie präsentiert sie sich als Marke? Wie wird sie als Werbefläche genutzt? Wie überträgt sich die Sicherheitslogik auf den urbanen Raum? Welche spontanen und informellen Strukturen prägen neben den offiziellen Veranstaltungen die Stadt? In einem einwöchigen Workshop zu Beginn der EM 2008 werden die stadträumlichen Erscheinungsformen des Fussballturniers vor Ort untersucht, dokumentiert und in einer kollektiven Kartografie visualisiert. Der Workshop lädt ArchitektInnen, KünstlerInnen und StadtforscherInnen ein und wendet sich mit einem Open Call an alle Interessierten, insbesondere an Studierende aus raumbezogenen, gestalterischen und künstlerischen Studiengängen. Die FANCITY-Kartografie wird mit einem gedruckten Faltplan und mit einer Ausstellung in der Shedhalle präsentiert.

Hosted by Shedhalle.


Weitere Veranstaltungen zum Thema - in Kooperation mit Fancity 2008:

FRÜHLINGSÜBERWACHEN: EM 2008 und die Folgen
Veranstaltungen zu Kontrolle und Überwachung


Die Reihe Frühlingsüberwachen findet dieses Jahr bereits zum siebten Mal statt. Im Zentrum stehen Informationen und Diskussionen zur zunehmenden Überwachung der Gesellschaft. Frühlingsüberwachen steht in engem Zusammenhang mit der Preisverleihung der Schweizer Big Brother Awards: Alljährlich im Herbst werden die fleissigsten Datenschnüffler der Schweiz mit speziellen Betonpokalen ausgezeichnet (www.bigbrotherawards.ch).


Polizei – welche Polizei?
Mittwoch, 02.04.2008, 20 Uhr, Clubraum Rote Fabrik

Kantonspolizeien, Stadtpolizeien, private „Sicherheits“-Unternehmen, militärische Truppen, Polizeikonkordate und deutsche Polizeien mit Hoheitsrechten: Anlässlich der EM 2008 werden in der Schweiz verschiedenste Institutionen Aufgaben der „Security“ wahrnehmen. Der Grossanlass bietet ein umfangreiches Testfeld für den Zusammenschluss verschiedener Polizeikräfte. Dabei zeigen sich drei Trends, die kritisch beleuchtet werden müssen: (1) Die Aufhebung der Trennung von Polizei und Militär, (2) die Privatisierung polizeilicher Aufgaben und (3) der Trend zur Delokalisierung und zur Internationalisierung.

U.a. mit Reto Moosmann (Sekretär GSoA, Verein grundrechte.ch, Bern) und Daniel Vischer (Rechtsanwalt, Nationalrat Grüne Partei, Zürich).


Filter, Ventile, Schleusen: Stadionarchitektur und Zugangsregulierung
Mittwoch, 16.04.2008, 20 Uhr, Clubraum Rote Fabrik

Sportstadien sind hochgradig separierte, kontrollierte und überwachte Räume. Dabei bildet Zugang ein zentrales Thema der Stadionarchitektur: Mit der Logistik der Massenerschliessung, den Techniken der Eingangskontrolle oder der Separierung der Nutzergruppen nach Funktion, Zahlungskraft und Fangruppen-Zugehörigkeit kommen im Stadion vielfältige Methoden der Zugangsregulierung zusammen, die Hierarchien zwischen Räumen herstellen und selektive Ausschlüsse produzieren. Unter der Fragestellung, wie Architektur die Durchlässigkeit baulicher Grenzen steuert und wie technische oder soziale Zugangskontrollmassnahmen räumlich wirksam werden, untersucht Anke Hagemann das Berliner Olympiastadion – besonders in Hinblick auf die Veränderungen mit der Fussball-WM 2006.

Vortrag von Anke Hagemann (Architektin, Berlin/Zürich) und Diskussion.


Einschüchtern, Einzäunen, Aussperren
Mittwoch, 23.04.2008, 20 Uhr, Clubraum Rote Fabrik

Die Kontrolle, Steuerung und Kanalisierung von grossen Menschenansammlungen wird nicht nur bei Sportereignissen praktiziert, sondern auch bei politischen Veranstaltungen wie den Treffen des WEF (Davos) oder der G8. Massenveranstaltungen sind immer begleitet von den Ordnungsbemühungen der Polizei und anderer Akteure. Die Methoden, um große Mengen von Menschen zu kanalisieren und „in Schach zu halten“ reichen von Symbolen über physische Absperrungen und „Massendistanzierungsmittel“ wie Tränengas, Hartgummigeschosse und Hochdruckwasserwerfer bis hin zu den „nicht tödlichen Waffen“, die teils noch in Versuchsphasen stehen und teils bereits angewendet werden. Die psychologischen Methoden der Crowd Control zielen auf Einschüchterung und Abschreckung, nicht zuletzt auch mit den Mitteln der „Medienkriegsführung".

U.a. mit Vertretung von gipfelsoli.org und BAFF (Bündnis Aktiver Fussballfans, angefragt).


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